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Sophia Bolzano – Klar, geradlinig, verlässlich, für Sie da

Muss ich immer recht haben?

Muss ich immer recht haben?

Der Satz aus einem kürzlich gelesenen Artikel „eines der größten Übel der Menschheit ist das unerträgliche Bedürfnis, immer Recht zu haben“ hat mich nachdenklich gemacht. Stimmt der so?

Jeder Mensch hat seine eigene Wahrnehmung davon, wie die Welt ist, und geht davon aus, dass diese für alle Menschen gleich ist. Wie wir wissen, stimmt das natürlich nicht. Ich möchte dazu einen ganz kurzen Moment in den radikalen Konstruktivismus eintauchen, der behauptet: Die Essenz dieser philosophischen Zugangsweise ist, dass die eigene Wahrnehmung kein Abziehbild der Realität ist, sondern dass diese Wirklichkeit für jeden von uns immer ein „Bauwerk“ aus unseren Sinnen und unserem Gedächtnis zeigt. Aus diesem Grund ist für uns echte Objektivität unmöglich – jede unserer Wahrnehmungen ist subjektiv eingefärbt, ein von uns konstruiertes Bild.

Dazu eine kleine Geschichte, um das konstruktivistische Denken besser nachvollziehen zu können – von Paul Watzlawick (aus dem Buch Anleitung zum Unglücklichsein):

„Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und da bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!“

Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücksein. München 1984. S37f

Ein wunderbares Beispiel wie sich einen Gedankenkonstrukt zu meinem Nachteil wandelt. Hast du so etwas ähnliches schon erlebt?

Wenn wir mit dieser inneren Einstellung anderen begegnen, entstehen natürlich Konflikte und das harmonische Gleichgewicht in Beziehungen geht verloren. Klarerweise ist es sehr reizvoll, recht zu haben. Wir empfinden Genugtuung, da wir doch unglaublich klug sind, unser Selbstwertgefühl steigt kurzfristig an.

Doch geht dabei ein gewisses Maß an Empathie, an Mitgefühl verloren, wenn es mir nicht gelingt, den Blickwinkel meines Gegenübers zumindest zu akzeptieren, zu respektieren. Wir haben ja auch immer wieder diesen Drang, alles verstehen zu müssen. Vielleicht kommt auch aus dieser Ecke die Überzeugung „Meine Wahrheit ist die einzige Wahrheit“ – weil wir die anderen Sichtweisen weder nachvollziehen geschweige denn verstehen können.

Muss ich alles verstehen?

Über eine lange Zeit war mein oberstes Ziel „ich muss alles verstehen und erklären können“. Was soll ich sagen. Ich bin formidabel gescheitert. Es ist unmöglich alles zu erkennen, zu wissen.

Inzwischen weiß ich, dass – wenn ich auf dem Recht-haben-Trip bleibe – auch eine gewisse Isolation in Kauf nehme. Oder magst du Menschen, die immer Recht haben wollen? Wir wenden uns ab, weil wir viel lieber mit fröhlichen Menschen in Verbindung treten und uns mit ihnen wohlfühlen wollen. Dazu braucht es aber auch die Einstellung „ich verzichte auch mal darauf das letzte Wort zu haben“ und „ich muss nicht alles verstehen“.

Wohin haben uns denn diese unerschütterlichen Überzeugungen geführt? Wir brauchen uns nur die kürzesten Ereignisse anschauen – sei es weltweit oder auch in Österreich. Unsere Welt, unsere Beziehungen sind nicht nur schwarz oder weiß, sondern bunt. Ist es nicht wunderbar, dass es so viele Facetten gibt? Wir brauchen doch die anderen Menschen, um zu lernen und zu wachsen. Wenn wir uns unerbittlich an unserer eigenen Meinung festkrallen und keine andere Sicht zulassen, dann haben Fortschritt und Zusammenwachsen keine Chance.

Zu guter Letzt hat diese Einstellung auch Einfluss auf unsere Gesundheit: „Einer Studie der University of Bradford (England, Vereinigtes Königreich) zufolge leide ein Großteil der Menschen, die immer recht haben wollen, an hohen Kortisolspiegeln (Kortisol ist ein Stresshormon), Geschwüren und dysfunktionalen Beziehungen.“ Weiters wird in dem Artikel aufgezeigt, dass diese Menschen „die Harmonie in ihrer Umgebung negativ beeinflussen, wohin auch immer sie gehen.“

Deshalb meine Eingangsfrage noch einmal gestellt:

Muss ich immer recht haben und zu welchem Preis?

Wenn dich dieser Newsletter zum Nachdenken angeregt hat, freue mich auch über das eine oder andere Kommentar auf meiner Homepage.

Wenn du deine Beziehungen, deine Einstellungen und Glaubenssätze einmal anders betrachten möchtest, begleite ich dich gerne.

Alles Liebe

Sophia Bolzano

PS: Hast du schon mein neuestes Video gesehen? Hier zeige ich dir meinen Arbeitsplatz.

Quelle: https://gedankenwelt.de/das-unertraegliche-beduerfnis-immer-recht-zu-haben/

Foto copyright pexels-pixabay

Und täglich grüßt das Murmeltier…

Und täglich grüßt das Murmeltier…

Dieser Film aus dem Jahre 1993 mit Bill Murray und Andie MacDowell ist zwar eine Komödie, doch auch ein wachrüttelnder Film. Mitzuerleben, wie Phil Connor in einer Zeitschleife festsitzt und ein und denselben Tag immer wieder erlebt, könnte manche von uns ans eigene Leben erinnern.

Ausgangspunkt des Films ist der berühmte Murmeltiertag (Groundhog Day) in Punxsutawney, Pennsylvania. Hier wird die seit 1867 bestehende Tradition jedes Jahr am 2. Februar gefeiert. Die Legende sagt, dass wenn das Murmeltier an diesem Tag erwacht und einen Schatten wirft, es weitere sechs Wochen winterlich bleiben soll. Kein Schatten bedeutet, dass der Frühling nah ist.

Zurück zum Film und zu Phil. Nach vielen gleichen Tagen stellt sich große Verzweiflung ein. Und so begeht er auf die unterschiedlichsten Arten Selbstmord. Doch die endlos sich wiederholenden Tage bleiben.

Die Schritte zur Veränderung

Der erste Schritt zur Veränderung: Er vertraut sich Rita an, und einer ihrer Ratschläge hilft ihm, in seinem festgefahrenen Leben Schritt für Schritt andere Ziele zu finden: Phil beginnt, seine Tage sinnvoll zu verbringen und sich zu bilden.

Der zweite entscheidende Schritt: Er entschließt sich authentisch, wahrhaftig zu sein und auch so zu agieren. Denn solange er nur vorgibt, ein guter Mensch zu sein, beispielsweise indem er Rita vorspielt, vernarrt in Kinder zu sein, kommt immer der Punkt, an dem sie ihn durchschaut. Daher scheitern seine Annäherungsversuche immer wieder.

So gelingt es Phil, sich schrittweise in einen besseren, selbstlosen Menschen zu wandeln, indem er die Wiederholung der Zeit nutzt. Er lernt Klavierspielen und das Schnitzen von Eisskulpturen, tatsächlich entwickelt er mehr Mitgefühl für andere (anscheinend hilft hier Übung). Schließlich endet die Zeitschleife, als auch Rita sich in ihn verliebt.

Was war Phils Ausgangs­position, die zur Zeitschleife geführt hat:

  • Er vertraute sich niemanden an.
  • Er war zynisch und ein Menschenfeind.
  • Er hatte keine Freunde.
  • Er war nicht authentisch und spielte z.B. Freundlichkeit vor.
  • Seine Arbeit machte ihm keinen Spaß.
  • Seine Art zu kommunizieren war ausschließlich negativ und die anderen abwertend.

Was hat ihm schließlich aus der Misere geholfen:

  • Er fing an, sich mit anderen Menschen auseinander zu setzen.
  • Er schaffte es tatsächlich freundlich und hilfsbereit zu werden.
  • Er entdeckte neue Seiten an sich und lernte Unbekanntes kennen.
  • Er interessierte sich für die Gedanken und Gefühle anderer.
  • Er konnte selbst Gefühle authentisch (er)leben.
  • Er erkannte, dass reden und sich austauschen hilft.
  • Und er bewies eine ungemein große Geduld, die Freundschaft und Liebe von Rita zu gewinnen.

Übersetzt für unsere Beziehungen heißt das, dass es sehr hilfreich sein kann, wenn du…

  • … über deine Gefühle, Interessen und Bedürfnisse sprichst und dich auch traust sie zu wahrhaftig zu zeigen – ohne Zurückhaltung aber mit großem Vertrauen in dich und dein Gegenüber.
  • … nie aufhörst dich um deine Beziehung zu kümmern und sie gut zu versorgen.
  • … sowohl an Gemeinsamzeit als auch an Ich-Zeit (Zeit ausschließlich für dich) denkst.
  • … gemeinsam oder auch allein neues zu lernen und Unbekanntes entdeckst und ausprobierst.
  • … dir Zeit nimmst, deiner Partnerin, deinem Ehemann gut zu zuhören und für sie/ihn da zu sein.

Wenn du diese Ideen beherzigst, wird deine Beziehung niemals in Endlosschleifen, Langeweile oder Dauerstreits enden, sondern sich liebevoll und sich selbst befruchtend weiterentwickeln können.

Solltet ihr dabei Unterstützung brauchen, oft reicht ein kleiner Perspektivenwechsel, dann meldet euch gerne jederzeit. Ich freue mich immer, wenn das Leuchten in die Augen von Menschen zurückkehrt und ihr Leben wieder Spaß macht.

Alles Liebe

Eure Sophia

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Und_täglich_grüßt_das_Murmeltier