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Wenn Mama und Papa Streiten

Wenn Mama und Papa Streiten

Wenn Eltern streiten. Wie Kinder aus den Konflikten von Mama und Papa lernen können.

Das wird jetzt ein bisschen länger. Weil mir dieses Thema ein großes Anliegen ist.

In meiner Familie war laut streiten unerwünscht. Ich kann mich an einen einzigen lauteren Streit erinnern, der mich sehr beeindruckt und auch verstört hat. Meine Schwester und ich sind mit hochroten, aufgeregten Gesichtern in unseren Betten gesessen. Am nächsten Tag wurde auch nichts erklärt. Als wäre nichts gewesen.

Daraus hat sich ergeben, dass ich erst sehr spät, am Ende meiner Ehe gelernt habe, meine Bedürfnisse, Wünsche klar auszudrücken. Und auch dann noch etwas unbeholfen. Ich habe nie gelernt, wie richtig streiten funktioniert.

Daher hat es mich wenig überrascht, als gelesen habe, dass sich heftiges „Befetzen“ seitens der Eltern für die Entwicklung der Kinder sehr ungünstig sein kann. Das zeigen mehrerer weltweite Studien (z.B. Universität Notre Dame in Rochester und Katholische Universität in Washington D.C. – Prof. Dr. Mark Cummings) . Hier die Ergebnisse im Überblick:

  • Das Sicherheitsgefühl und damit die emotionale Stabilität der Kinder seien eng an die Beziehung der Eltern geknüpft.
  • Elterliche Konflikte würden Kindern den Mut und das Selbstvertrauen rauben, sich in der Welt umzuschauen und neue Bindungen einzugehen. So lautete jedenfalls das Fazit zweier Studien, in denen 226 bzw. 232 Familien mit Kindern zwischen Kindergartenalter und Volljährigkeit untersucht wurden.
  • Häufige und heftige Streitigkeiten zwischen Müttern und Vätern haben negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern.
  • So scheinen Kinder aus sehr streit-intensiven Familien häufiger Anpassungsschwierigkeiten zu haben – sie verhalten sich aggressiv oder ziehen sich immer mehr zurück.
  • Außerdem zeigten Untersuchungen ein höheres Risiko für spätere Beziehungsprobleme, Arbeitslosigkeit, Depressionen oder Suchtmittelmissbrauch bei Kindern aus hochstrittigen Familien.

Doch Streiten können und lernen ist so wichtig – Kinder können aus dem elterlichen Disput lernen, wie mit Konflikten umgegangen werden kann. Voraussetzung ist, dass die Eltern beim Streiten ein paar Regeln im Kopf haben. Dann können Kinder viel profitieren.

Doch Vorsicht bei Streits vor kleinen Kindern, die zwar die negativen „Vibes“ spüren, aber das Wieso nicht verstehen können. Und das hat ein Unsicherheitsgefühl zur Folge. In weiterer Folge kann daraus auch die Angst entstehen, dass die Beziehung der Eltern zu Ende geht.

Ein richtiger Albtraum entsteht, wenn Kinder als „Briefträger“ zwischen Vater und Mutter missbraucht werden oder glauben, dass sie sich sogar für einen der beiden geliebten Menschen entscheiden müssen. Kompletter Stress entsteht, wenn Mama oder Papa über den jeweils anderen vor dem Kind lästern und schimpfen.

Ungefähr ab dem Volksschulalter verstehen Kinder viel besser, dass Streitereien und Konflikte in der Familie normal sind und auch bei anderen vorkommen. Ganz wichtig ist, WIE die Eltern streiten.

WIE heißt, fair streiten und an einer Lösung interessiert zu sein. Wie könnte das ausschauen:

  • Konflikte dürfen nie unterhalb der Gürtellinie ausgetragen werden. Wenn sich Eltern persönlich beleidigen und abwerten, hat dies nachweislich einen erheblich negativen Einfluss auf das Wohlbefinden des Kindes und sind tabu, egal in welchem Alter.
  • Die Elternteile sollten gemeinsam und aktiv an einer Lösung des Konflikts arbeiten und ihn nicht ungelöst auslaufen lassen. Streitgespräche sollten grundsätzlich in ruhigem Tonfall geführt werden. Es darf auch mal laut werden – schließlich sind Emotionen im Spiel – solange die Diskussion aber fair bleibt.
  • Kinder sollten das Ende des Streits erfahren – entweder, weil sie bei der Konfliktlösung anwesend sind oder indem man ihnen im Anschluss erklärt, worauf man sich geeinigt hat. Denn: Ein gut gelöster Streit hinterlässt ein ebenso entspanntes Kind, als hätte es gar keinen Streit gegeben, so ein Ergebnis der Studie von Prof. Mark Cummings.
  • Für Themen, über die immer wieder gestritten wird, sollte dringend eine langfristige Lösung oder ein Kompromiss gefunden werden. Notfalls sollte die Hilfe einer Familienberatung, einer Mediation oder eines Beziehungs-Coachings in Anspruch genommen werden.
  • Außerdem gilt: Kinder sind aus reinen Beziehungsstreitereien zwischen Vater und Mutter herauszuhalten! Eltern sollten ihre Wut nicht beim Kind abladen und schlecht über den anderen Elternteil reden. Das ist ein absolutes No-Go, denn erstens tragen Lästereien und Beschimpfungen nichts zur Konfliktlösung bei. Und zweitens hinterlassen solche abwertenden Kommentare über den jeweils anderen Elternteil tiefe Spuren in der Seele des Kindes – schließlich liebt es beide.

Wenn so gestritten wird, können Kinder aus den Konflikten der Eltern lernen. Wie Lösungen gefunden werden oder Kompromisse eingegangen werden können. Eigene Standpunkte dürfen sein, ohne mein Gegenüber abzuwerten.

So vorgelebt, lernt das Kind, das Konflikte und Streits nicht das Ende der Welt sind, sondern eine großartige Möglichkeit sein können, sich weiterzuentwickeln und auch näher zu kommen.

Deshalb mag ich Konflikte – sie sind so gut wie immer Beziehungsangebote und in eine positive Richtung gelenkt wunderbar hilfreich. Beziehungen können stabiler und liebevoller werden.

Gerne unterstütze ich auf diesem Weg, damit das vielleicht noch Unvorstellbare möglich wird – auch in deiner, eurer Beziehung.

Alles Liebe

Sophia

Eine Mini-Kommunikations-Aufgabe für Zuhause  – Die Zeigefingerübung

Ihr steht euch auf Armlänge gegenüber. Berührt euch nur mit den Fingerkuppen des rechten Zeigefingers. Reagiert ohne Worte auf die spontanen Bewegungen des Partners und geht mit, ohne den Kontakt an den Fingerkuppen zu verlieren. Ziel ist es sich auf den anderen einzulassen und zu schauen, was passiert. Könntet ihr auch mit euren/eurem Kind/ern machen, oder die Kinder miteinander.

Quellen: familie.de von Carolin Severin am 26.12.2017 und spiegel.de von Frank Patalong 01.12.2018

Familienstreitereien sind ganz normal

Familienstreitereien sind ganz normal

Wie Konflikte gelöst werden können und richtig streiten erlernbar ist

In jeder Familie wird gestritten, mal mehr, mal weniger, mal heftig, mal spielerisch. Bevor wir uns dagegen verwehren und darauf beharren, dass alles friedlich und ständig „wir sind aller einer Meinung“ ablaufen muss, ist die Erkenntnis wichtig, dass streiten ganz normal ist und zu Beziehungen dazu gehört.

Streiten und Konflikte sind wichtig und fördern die Entwicklung

Im Zusammenleben von Menschen krachen oft unterschiedliche Sichtweisen, Bedürfnisse und Werte aufeinander. Umso wichtiger ist es, diese in Ruhe auszusprechen und zu diskutieren. Regelmäßig. Nichts ist hinderlicher als Aufgestautes, Uraltes – damit ist ein offenes Zusammenleben unmöglich und es kann zu Rissen in Beziehungen – egal ob partnerschaftliche oder familiäre – kommen.

Wenn wir immer wieder tun „Problemzonen“ offen ansprechen, können wir uns als Familie weiterentwickeln. So erfahren wir mehr über die Werte, Wünsche, Bedürfnisse der anderen. Spüren, was wir selbst und unser Gegenüber gerade braucht. Streitereien sind wichtige, entwicklungsfördernde Auseinandersetzungen und fördern ein positives Zusammenleben.

Aber wie kann eine gesunde Streitkultur in der Familie aussehen?

Erforscht die Ursachen

Auf einmal ist dicke Lust. Woher kommt die auf einmal? Meistens ist es ein Signal dafür, dass es dem Dicke-Luft-Verbreiter weniger gut geht. Vielleicht fühlt er/sie sich auch ungerecht behandelt – das taucht ja öfter bei mehreren Geschwistern auf.

Fragen, die ihr euch stellen könntet:

  • Gab es Versprechungen, die nicht gehalten wurden?
  • Wurde ein Handlung, eine Geste übersehen, zu wenig wertgeschätzt?
  • Fühlt sich jemand unfair behandelt?

Wichtig ist, herauszufinden, worum es tatsächlich geht. Warum fliegen die Fetzen?

Vermeidet Kränkungen

Wichtigste Streitregel: Niemals unter die „Gürtellinie“ gehen! Sarkasmus, Zynismus und Beleidigungen sind „no goes“! Und „aber du“ Sätze sollten auch vermieden werden. Die daraus entstandenen Kränkungen können sich wie ein Gift in der Familie einnisten und brauchen manchmal Jahre, um halbwegs verdaut zu werden. Die Folgen können einen Menschen ewig begleiten, da Familie prägt und vor allem fördern sollte – anstatt klein machend und kränkend zu sein.

Sind diese „Waffen“ mit an Bord, können keine Lösungen gefunden werden. Wozu brauche ich diese und was will ich damit erreichen, wenn ich mein Gegenüber nachhaltig verletze? Was ist der Sinn und Zweck? Muss ich unbedingt um jeden Preis recht behalten?

Lasse ich diese Streitvarianten weg, ist es viel leichter, den Konflikt friedlich zu klären.

Stärkt Stärken – stellt Funktionierendes in den Vordergrund

Ihr seid mitten im Streit und sollt in der anderen Person etwas Positives entdecken? Schwierig. Klar ist, dass der andere auch viele gute Seiten an sich hat, und halt auch nervende. Doch wenn mir in diesen Momenten bewusst ist, dass hier vor allem unerfüllte Bedürfnisse im Weg stehen, kann dies helfen, sich zu beruhigen. Macht euch klar, was ihr am Partner, am Bruder / an der Schwester, Oma, Onkel, Kindern mögt und liebt – dann fühlt ihr sofort eine innere Erleichterung.

Die Königsdisziplin ist, in diesem Moment dem anderen ein Kompliment auszusprechen, zum Beispiel: „Wow, dir scheint das aber besonders wichtig zu sein – du bist ja eine richtige Kämpfernatur“.

Wechselt die Sichtweise

Alleine streiten geht nicht – du brauchst zumindest einen anderen Menschen dazu. Und deshalb gibt es auch immer andere Sichtweisen zu einer Situation. Versucht die andere Position einzunehmen. Wie fühlt sie/er sich gerade? Wieso macht er/sie das? Wie würde ich mich an seiner/ihrer Stelle fühlen? Und überlegt, was war mein Beitrag, dass die Situation etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Wieso verletzt mich sein/ihr Verhalten gerade so?

Kommuniziert offen eure Lösungsvorschläge – Versöhnen hilft

Wenn euch der schwierige Teil des Sichtweisen-Wechsels gelungen ist, dann kann ein offenes, ehrliches, liebevolleres Gespräch stattfinden. Der Faktor Zeit spielt hier eine große Rolle: In aller Ruhe dürfen alle ihre Sicht darlegen, Lösungsvorschläge machen, die für alle Beteiligten Sinn machen. An dieser Stelle lösen Entschuldigungen Knoten und leiten Versöhnungsprozesse ein.

Streiten ist sehr anstrengend und erschöpfend. Entschuldigungen kosten Kraft. Doch sie sind unerlässlich, da wir alle einmal in einem Konflikt unfair und heftig reagieren. Bei Kindern und auch bei Erwachsenen haben sich Versöhnungsrituale als förderlich für nach einem gelösten Streit erwiesen. Eine Umarmung, ein Abklatschen, eine heiße Schokolade, ein kleiner Spaziergang zusammen? Ihr habt etwas gemeinsam bewältigt und freut euch darüber.

Kinder lernen von den Eltern

Als Eltern sind wir „Role Models“, Vorbilder – auch wie wir mit Konflikten umgehen. Wenn wir diese vermeiden, werden auch unsere Kinder wenig Möglichkeiten erlernen, gut damit umzugehen. Wenn Streits immer eskalieren, liegt es nahe, dass die Kids auch dieses Verhalten übernehmen. Wenn wir aber schon ganz kleinen Kindern vorleben, Konflikte sofort anzusprechen und sich ihnen zu stellen, erhalten sie eine wunderbare Orientierungshilfe für ihr ganzes Leben. Denn Streits gibt es überall – nicht nur in der Familie, sondern am Arbeitsplatz, mit Freunden, manchmal auch mit Fremden. Je besser ich dafür ausgerüstet bin, um so mehr ist persönliche und Familien-Entwicklung möglich.

Wenn du, ihr als Familie und in eurer Partnerschaft, Konflikt-Unterstützung braucht, melde/t dich/euch gerne. Familie kann wunderbar und ein Kraftplatz sein – oftmals braucht es nur ein paar kleine Richtungswechsel – und es läuft wieder wie geschmiert.

Alles Liebe

Sophia

Quelle: https://magazin.sofatutor.com/eltern/konflikte-loesen-wie-familien-richtig-streiten/